Rotling: Roséwein, der kein Roséwein sein darf
Es ist schon eine Krux! Er sieht aus wie ein Roséwein – und schmeckt eigentlich auch wie einer. Und trotzdem ist der Rotling kein Roséwein. Sondern eine Besonderheit innerhalb des deutschen Weingesetzes. Warum das so ist, das drösel ich hier jetzt mal für dich auf.
Inzwischen hat es sich ja herumgesprochen, dass man Roséwein ausschließlich aus roten Trauben macht. Rosé entsteht dementsprechend nicht durch das Mischen von Weiß- und Rotwein. Also wenn man mal von Rosé-Schaumweinen absieht. Denn bei Champagner oder Sekt darf der Winzer selbst nach der zweiten Gärung noch einen Schuss Rotwein hinzugeben, um so Farbe und auch Geschmacksnuancen zu beeinflussen. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, was dann mit dem Rotling ist. Der sieht ja schließlich auch aus wie ein Roséwein. Von blassrosa bis zu einem hellen Rot ist hier optisch alles drin. Und dann schmeckt er auch noch wie ein Rosé! Trotzdem ist er tatsächlich keiner.
Denn der Rotling ist eine echte Besonderheit. In ihm treffen nämlich sehr wohl weiße auf rote Trauben aufeinander. Was beim Roséwein also nicht zulässig ist, wird hier gemacht. Genau aus diesem Grund darf er sich eben nicht Roséwein nennen. Wobei es dann aber doch nicht ganz so einfach ist wie eben dargestellt. Sorry. Gehen wir also mal etwas ins Detail.
So wird Rotling gemacht
Für einen Rotling darf ein Winzer nicht einfach fertigen Rot- und Weißwein mischen. Das ist auch in diesem Fall streng verboten. Tatsächlich muss er beide bereits vor der Gärung zusammenführen. Was aber nicht bedeutet, dass die weißen und roten Trauben gemeinsam in einem Weingarten wachsen müssen. Wie es ja bei einem Gemischten Satz der Fall ist. Die Trauben dürfen aus unterschiedlichen Rebanlagen kommen. Winzer haben auch die Wahl, ob sie die Beeren gemeinsam oder getrennt einmaischen. Erst das Pressen muss gemeinsam erfolgen. Und dann natürlich auch die Gärung. Eine Zugabe von weißen oder roten Trauben oder deren Säften ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gestattet. Oder gar von fertigem Wein, wie es zum Beispiel beim Weißherbst gestattet ist.
Ein Wein, viele Namen: Rotling
Rotling kannst du in jeder deutschen Weinregion finden. Wobei diese Weine vor allem in Baden, Franken, Württemberg und Sachsen eine große Tradition haben. Manchmal begegnet man dem Rotling allerdings unter einem anderen Namen. Sachsen soll etwa die Ursprungsregion des Rotlings sein. Hier heißt er Schieler. Dieser hat direkt eine Besonderheit im Gepäck. Denn für einen Schieler müssen die Trauben tatsächlich im Gemischten Satz angebaut werden. Du weißt ja: Ausnahmen bestätigen immer die Regel. 😉
Ist dir die Bezeichnung Badisch Rotgold schon einmal untergekommen? Auch hierbei handelt es sich um einen Rotling. Und zwar einen, der – wer hätte es vermutet – aus Baden kommt. Hier spielen die beiden Rebsorten Grauburgunder und Spätburgunder die Kombi-Hauptrolle. In Württemberg hingegen, wo der Rotling unter dem Namen Schillerwein firmiert, verwendet man in der Regel eine Mischung aus Riesling und Trollinger.
Trend aus der Pfalz?
All diese unterschiedlichen Namen lassen es vielleicht schon vermuten: Der Rotling ist eher regionale Spezialität denn ein erfolgreich vermarkteter Weinstil. Was aber nichts daran ändert, dass der Rotling nach wie vor seine Liebhaber hat. Und wer weiß? Vielleicht bekommt er auch wieder etwas Aufschwung? Winzer wie Christoph Hammel aus der Pfalz arbeiten jedenfalls daran, den Rotling populär zu machen. Hammel hat ja bereits vor einigen Jahren die einst so geliebte und dann konsequent verstoßene Liebfraumilch wieder hip gemacht – und mit einem fancy Etikett in die Regale des Discounters Lidl gebracht.
Mit seinem “New Chicks on the Block” kann er diesen Erfolg vielleicht wiederholen. Wobei er seinen Rotling vorsorglich nicht Rotling, sondern “Wine of Pink Colour” auf dem Etikett nennt. Dieses kommt übrigens sehr minimalistisch und edel mit goldener Schrift auf schwarzem Grund daher. Die Zielgruppe wäre damit definiert. Es sind die Ladies, die diesen Wein kaufen sollen. Eine Besonderheit hat der “New Chicks on the Block” aber noch. Denn in ihm treffen sich die drei Rebsorten Regent, Sauvitage und Souvignier Gris. Also drei waschechte Piwis (pilzwiderstandsfähige Rebsorten), die in Zeiten des Klimawandels ja auch immer mehr im Fokus stehen. Womit Christoph Hammel erneut unter Beweis stellt, dass er es verstanden hat, Trends zu setzen.
Noch mehr Rotling
Aber zurück zum Rotling allgemein. Denn natürlich ist Christoph Hammel jetzt nicht der einzige Winzer, der diesen besonderen Wein anbietet. Drei besonders fruchtige (und halbtrockene) Exemplare stammen zum Beispiel vom Weingut Schmachtenberger, vom Juliusspital oder vom Weingut Hans Wirsching in Franken. Um mal zwei komplett andere Tipps zu geben. Tatsächlich hat die Rotling-Welt aber viele unterschiedliche Spielarten zu bieten. Die Weine mögen jetzt nicht unbedingt im Premiumbereich mitspielen, aber sie zeigen mit ihrer Vielfalt eben eine schöne Facette, die auch zur Weinwelt gehört. Und die man deswegen ruhig mal im Glas gehabt haben sollte.
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