Ein Paar steht im Sonnenuntergang auf einer Brücke und stößt mit Crémant de Bordeaux an

Crémant de Bordeaux: Prickelnder Überflieger

Keine Frage, Crémant liegt voll im Trend. Die feinen Schaumweine fließen vor allem in Deutschland immer häufiger ins Glas. Besonders der Crémant de Bordeaux macht im Zuge dieses Hypes gerade von sich reden. Schauen wir uns mal an, warum er derzeit einer der großen Stars aus Frankreich ist.

Momentan ist das Anbaugebiet Bordeaux heftig mit einem Image-Wechsel beschäftigt. Man will dort nicht mehr nur für teure Rotweine stehen, die eine kleine Ewigkeit reifen können. Und es oft auch müssen. Klar, die großen Châteaux aus Vorzeige-Appellationen wie Margaux, Saint-Émilion, Pomerol oder Saint-Julien juckt es natürlich nicht, dass man in Bordeaux fast schon fiebernd an einer Neuausrichtung werkelt. Die Châteaux-Giganten haben keine Absatzprobleme. Und ihr Image ist quasi zeitlos. Beim Rest sieht’s da schon deutlich anders. Die einfacheren roten Bordeaux-Weine können vom Verkaufsfahrtwind der Großen schon längst nicht mehr profitieren und erfinden sich derzeit mit einem moderneren, weil jung trinkbaren Weinstil neu.

Genau dieser Wandel ist bis jetzt aber noch nicht vollumfänglich beim Konsumenten angekommen. Selbiges gilt auch für die Weißweine. Bordeaux Blanc mag dem ein oder anderen Liebhaber durchaus geläufig sein. Aber wirklich regelmäßig kommen diese doch sehr schönen Speisenbegleiter noch nicht in die Gläser. Was sich hoffentlich schnell ändert. Aber das ist eine andere Geschichte. Denn hier geht’s jetzt mit Crémant de Bordeaux um ein echtes Überflieger-Phänomen, das die Region gerade vielleicht nicht unbedingt rettet, aber gehörig zum neuen Image beiträgt.

Frau an einem Fluss bei Sonnenuntergang mit einem Glas Crémant de Bordeaux in der Hand
Cheers! © Najii/CIVB

Crémant de Bordeaux: Erfolgszahlen

Lange Zeit wurde Crémant de Bordeaux ja ein wenig belächelt. Und das liegt nicht nur daran, dass der Schaumwein erst im Jahr 1990 eine eigene Appellation bekam. Denn der Crémant stand selbst vor elf Jahren noch nicht so wirklich im Rampenlicht der Bordeaux-Verkostungen. 2012 produzierte man gerade einmal 1,8 Millionen Crémant de Bordeaux Blanc. Im Jahr 2022 waren es dann schon 8 Millionen Flaschen. Das ist ein Zuwachs von 343 Prozent in zehn Jahren! Da kann man schon von einem Überflieger reden. Und das sind ja nur die Zahlen von Crémant de Bordeaux Blanc. Die Rosé-Variante hat nicht minder kräftig zugelegt. Hier konnte man sich innerhalb der zehn Jahre auf eine Produktionsmenge von 4 Millionen Flaschen steigern. Ein Zuwachs von 387 Prozent.

Gut, 12 Millionen Flaschen Schaumwein schafft in anderen französischen Crémant-Regionen fast schon ein Produzent alleine. Und einige große Champagner-Häuser fangen da noch nicht einmal müde an zu lächeln. Wenn man es denn in Relation setzen möchte. Ich persönlich finde diese Steigerung aber tatsächlich sehr beachtlich. Denn hier wurde innerhalb weniger Jahre ein Trend ganz eindeutig identifiziert – und dann auch genutzt. Kommt ja nun auch nicht so häufig vor.

Champagnerschale und drei drei Sektflöten mit Crémant de Bordeaux
Ob nun Blanc oder Rosé: Crémant de Bordeaux ist sehr beliebt. © Crane Leroux/CIVB

Bordeaux-Schaumweine: Wie alles begann

Und der Boom in Sachen Crémant de Bordeaux kam ja nun auch nicht über Nacht. Da hat man schon ganz gezielt dran gearbeitet. Und das auch schon lange, bevor Crémant de Bordeaux 1990 endlich den Appellations-Status erhielt. Machen wir also mal einen kleinen Abstecher in die Geschichte der Bordeaux-Schaumweine. Diese gibt es nämlich bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts. So um das Jahr 1800 herum fing man an, die Stollen, die an den Ufern von Garonne und Dordogne durch den Abbau von Quadersteinen entstanden waren, für Schaumweine zu nutzen. Noch nicht, um diese dort reifen zu lassen. Sondern erst einmal, um sich schrittweise mit der Technik der zweiten Flaschengärung vertraut zu machen.

Mit “Bordeaux mousseux” bekamen die Winzer 1943 ihre erste geschützte Herkunft. Crémant durften sich die Schaumweine damals noch nicht nennen, da bis in die 1970er-Jahre hinein Crémant eben nur in der Champagne entstehen durfte. Nachdem der Begriff Crémant dann aber auch für andere Regionen freigegeben wurde, begannen die Bordeaux-Winzer direkt an einem strengen Regelwerk zu arbeiten, sodass das Anbaugebiet dann 1990 eben mit Crémant de Bordeaux eine neue Schaumwein-Appellation erhielt.

Herbstliche Weinberge in Bordeaux
Oh, du wunderschönes Bordeaux! © CIVB

Crémant de Bordeaux: Noch mehr Zahlen – und Rebsorten

Bei Appellation denkt man ja automatisch an ein geografisch eingegrenztes Gebiet. Nun ja, stimmt. Nur, dass im Fall von Crémant de Bordeaux eben die Grenzen der Appellation mit denen des kompletten Weinanbaugebiets identisch sind. Sprich: Crémant de Bordeaux darf überall im Bordelais produziert werden. Bis dato sind insgesamt 1.342 Hektar für die Produktion der Bordeaux-Schäumer klassifiziert. 908 Hektar für Crémant de Bordeaux Blanc – bewirtschaftet von 240 Winzern. Und 434 Hektar für die Rosé-Version. Hier verteilt sich die Rebfläche auf genau 100 Winzer.

Zu den Produktionsregeln von Crémant de Bordeaux muss ich an dieser Stelle nicht viel schreiben. Die findest du schließlich in meinem allgemeinen Crémant-Artikel. Aber im Bordelais lohnt sich ein Blick auf die erlaubten Rebsorten. Bei den roten Trauben sind das etwa Cabernet Sauvignon und Merlot als die beiden großen Bordeaux-Stars. Aber eben auch Cabernet Franc, Malbec, Petit Verdot und Carménère. Sauvignon Blanc und Sémillon spielen auf der weißen Rebsortenseite die Hauptrollen. Ergänzt durch Muscadelle, Colombard, Merlot Blanc und Ugni Blanc (eher unter dem italienischen Namen Trebbiano bekannt). Im Vergleich zu allen anderen Crémant-Appellationen Frankreichs herrscht hier also eine herrliche Vielfalt. Und genau die kann man dann tatsächlich auch in den Crémants de Bordeaux schmecken.

Nahaufnahme von Crémant de Bordeaux in einem Glas
Feine Perlen zeichnen Crémant als Schaumwein aus. ©P. Schwarzl/CIVB

Ein Allrounder im Schaumweinglas?

So unterschiedlich die Bordeaux-Schaumweine auch sein mögen, so haben sie doch alle ein paar gemeinsame Charaktereigenschaften. Und damit meine ich jetzt nicht Autolysenoten wie Brioche, Hefe und Co, die nach der zweiten Flaschengärung halt per se in unterschiedlichen Ausprägungen typisch sind. Mir geht es eher darum, dass ein Crémant de Bordeaux so gut wie immer fruchtig, frisch und unkompliziert ist. So ein tiefes Hefe-Monster, dass die volle Aufmerksamkeit einfordert und nach einem Steak als Begleitung schreit, wirst du da nicht finden.

Genau das ist dann aber auch die große Stärke von Crémant de Bordeaux. Er ist nicht banal, aber trotzdem leicht zu lieben. Ein echter Charmeur eben. Und dadurch ein richtig guter Speisenbegleiter. Zum Beispiel zu Muscheln oder Garnelen, Lachs oder Zander. Auch Geflügel in allen Spielarten kommt gut dazu. Und ich persönlich genieße auch gerne mal ein Schlückchen zu Tapas oder Risotto. Manchmal darf’s auch mal ein Crémant de Bordeaux zu einer Pizza sein. Wobei man mit dem Schaumwein aus dem Bordelais auch einfach nur mal anstoßen kann, wenn es etwas zu feiern gibt. Selbstverständlich macht er auch als Aperitif eine gute Figur.

Zwei Frauen in Rückenansicht im Weingarten mit Weinglas in der Hand
Bordeaux de Crémant symbolisiert vor allem eines: Lebensfreude. ©Favoreatdesign/CIVB

Crémant de Bordeaux und die Zukunft des Bordelais

Hach, so viele Gelegenheiten, um Crémant de Bordeaux zu genießen! Dabei gibt es da ja noch eine weitere gute Nachricht. Denn die meisten Schaumweine warten auch noch mit einem fantastischen Preis-Genuss-Verhältnis auf! Die Bordelaiser Gewächse sind in der Regel deutlich günstiger als die Pendants von der Loire, aus dem Jura oder dem Burgund. Um mal die beliebtesten Crémant-Appellationen zu nennen. Gerade uns deutschen Sparfüchsen kommt das ja sehr gelegen. Dass man da noch echte Schnäppchen machen kann, hat sich im Schaumweinliebhaberland Nr. 1 inzwischen auch schon herumgesprochen. Keine andere Nation konsumiert so viel Crémant de Bordeaux wie wir Deutschen! Wir stellen sogar die Franzosen in den Schatten!

Die Nachfrage ist also enorm. Kein Wunder, dass sich in den vergangenen zehn Jahren dementsprechend auch das Angebot gesteigert hat. Bei allen Absatzproblemen, die man seit einiger Zeit im Bordelais hat, sind die Verkaufszahlen von Crémant de Bordeaux ein idealer Wegweiser. Es muss ja nicht immer gleich die vom Staat subventionierte Rodung sein. Denn genau die ist ja gerade in Bordeaux mal wieder Programm.

Da finde ich die Parallel-Initiative, nämlich die derzeit sehr präsente Marketing-Kampagne des Bordeaux-Verbandes, doch schon irgendwie besser. Denn dadurch dringt die Botschaft, dass Bordeaux sich im Wandel befindet und dementsprechend wieder einen genaueren Blick lohnt, einfach besser durch. Und warum nicht vor allem in Deutschland Crémant de Bordeaux als Zugpferd nutzen? Klar, auch Nachhaltigkeit etc. stehen in Bordeaux derzeit im Fokus. Das Thema ist gerade aber überall präsent. Aber solche schönen Schaumweine haben eben nicht alle. Das darf man dann schon gerne nutzen. Oder – wie in unserem Fall – einfach genießen.

Copyright Titelbild: © K. Hentschel/CIVB

*Dieser Texte wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen alleine Service-Zwecken.

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