Holzfass an Holzfass in einem Weingutskeller im Sonnenlicht

Holzfass: Wie heißt welche Größe beim Wein?

Fuder, Barrique, Pièce oder auch Stück. Alle diese Bezeichnungen beziehen sich auf Holzfässer, die man im Weinbau verwendet. Aber welches Holzfass hat welche Größe? Was folgt, ist ein kleiner Überblick.

Wein und Holzfässer gehören eindeutig zusammen. Neben der Amphore ist das Weinfass tatsächlich das älteste Gefäß für Rebensäfte aller Arten. Bereits die Kelten verwendeten etwa 600 Jahre vor Christus Holzfässer, um Wein über längere Strecken zu transportieren. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Holzfass für Wein dann aber erst vom griechischen Gelehrten Herodot (482 bis 425 vor Christus), der den Transport eines Weinfasses aus Palmholz beschrieb. Ja, genau. Palmholz. Wir haben uns heutzutage daran gewöhnt, dass ein Holzfass für Wein aus Eiche gefertigt ist. Dabei kommen auch heuer andere Holzarten wie Kastanie oder Akazie in den Weinkeller. Aber das nur am Rande. Denn welches Holz welche Auswirkung auf Wein hat, ist tatsächlich eine ganz eigene Geschichte, die ich vielleicht ein anderes Mal erzählen werde.

Also zurück zum Holzfass. Es ist letztlich den Römern zu verdanken, dass sich das Weinfass in vielen unterschiedlichen Größen in Europa etablieren konnte. Als Julius Cäsar (100 bis 44 vor Christus) nämlich Gallien eroberte, lernten die Römer, wie man Holzfässer für Wein selbst bauen konnte – und verbreiteten diese Fähigkeit dann in allen anderen bestehenden und zukünftigen römischen Gebieten. Damals war das Holzfass freilich vor allem eines. Ein Transportmittel für Wein.

Im Laufe der Jahrhunderte fand man dann aber eben auch heraus, dass der Ausbau im Holz den Geschmack und den Geruch eines Weins beeinflusst. So kam es, dass inzwischen nicht nur verschiedene Holzarten, sondern eben auch sehr unterschiedliche Holzfassgrößen für Wein verwendet werden. Da kann man nämlich eine richtige kleine Wissenschaft daraus machen. Um trotzdem bei all den unterschiedlichen Bezeichnungen den Überblick nicht zu verlieren, zähle ich dir hier jetzt mal die bekanntesten Holzfassnamen samt ihren Merkmalen auf, um dann auf ein paar weniger gängige oder veraltete Größen zu kommen.

Weinfässer in unterschiedlichen Größen in einem Keller gestapelt
Mehrere unterschiedliche Holzfässer auf einen Blick. © Maudib

Barrique – the Godfather of Holzfass

Wenn es um den Ausbau von Weinen geht, ist ein Holzfass quasi der Superstar. Das Barrique. Wie es der Name bereits vermuten lässt, kommt das Barrique aus Frankreich. Aus Bordeaux um genau zu sein, wo es schon seit dem Mittelalter im Einsatz ist. Generell hat ein Barrique ein Fassungsvermögen von 225 Litern. Und das aus gutem Grund. Denn so ein doch recht kleines Holzfass lässt sich von einem einzelnen Menschen im leeren Zustand gerade noch so hochheben. Oder eben voll problemlos von einem Menschen rollen, wenn es gefüllt ist. Und nur mal so als Fun Fact: 225 Liter ergeben exakt 300 Normalflaschen Wein. Wobei das tatsächlich nur ein Zufall ist, denn die Normgröße von 0,75 Liter für eine Standardweinfasche hat sich erst sehr viel später entwickelt.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die Geschichte des Barriques komplett aufzudröseln. Das mache ich vielleicht ein anderes Mal. Was aber durchaus interessant ist: 225 Liter mögen die Regel für ein Barrique sein, sie sind aber kein Gesetz. In Deutschland etwa darf ein Barrique bis zu 350 Liter Fassungsvermögen haben. Und selbst in Frankreich findet man Holzfässer, die nach wie vor als Barrique gelten, obwohl sie zum Beispiel 230 (das ist dann das “Barrique Nantaise”) oder 300 Liter (“Barrique Béarnaise”) fassen.

Pièce: Der kleine Bruder vom Barrique

Bleiben wir noch ein wenig in Frankreich und reisen von Bordeaux ins Burgund. Oder in die Champagne. Denn in diesen Regionen baut man Weine schon mal gerne im sogenannten Pièce aus. Dieses Holzfass sieht fast so aus wie das Barrique, ist aber ein wenig gedrungener. Außerdem sind die Fassdauben (also die gebogenen Längsbretter) dicker. Früher konnte man Barrique und Pièce vor allem daran unterscheiden, dass bei letzterem Holzfass die Metallreifen schwarz gestrichen wurden. Passiert das nicht, sehen sich die beiden Weinfässer aber tatsächlich zum Verwechseln ähnlich.

Detailaufnahme von Barriques mit typischen Spundloch, das von einem Gummistopfen verschlossen ist
Typisch für ein Barrique: der Spund. © Michele Caldarisi

Bleibt nur die Frage, wieviel Liter Wein in dieses Holzfass passt. Kommt drauf an. Nämlich auf die Region. In der Champagne fasst ein Pièce traditionell 205 Liter. Im Burgund wird die Sache dann etwas komplizierter. Denn hier gibt es gleich mehrere unterschiedliche Versionen. Während man in der Côte d’Or zum Beispiel das klassische “Pièce Bourguignonne” mit 228 Litern Fassungsvermögen verwendet, kommt im Beaujolais sowie im Mâconnais ein Pièce mit 215 Litern zum Einsatz. Du siehst: auch hier konnte man sich nicht auf eine allgemein geltende Größe verständigen.

Fuder oder Foudre?

Woher der Begriff Fuder für ein Holzfass stammt, ist eigentlich schnell geklärt. Denn das Fassungsvermögen beträgt die Fuhre eines zweispännigen Wagens. Ha! So weit, so herrlich ungenau. Kein Wunder, dass es Fuder in erstaunlich vielen unterschiedlichen Größen gibt. In Franken etwa passen 900 Liter in ein Fuder. An der Mosel sind es hingegen 960 Liter und in Baden sogar 1.500 Liter. 1000 Liter sind es hingegen in Rheinhessen und Pfalz. Und im Elsass. Nur, dass man das Fuder hier eben Foudre nennt. Wie im restlichen Frankreich auch.

Es gibt allerdings nicht nur diesen sprachlichen Unterschied. Denn in Frankreich kann ein Foudre auch 2.000 oder gar 3.000 Liter fassen. Es gibt da keine genauen gesetzlichen Vorgaben. Eben wie in Deutschland. Deswegen variieren die Größen ja so stark.

Noch mehr Holzfässer: Stück, Tonneau und Muid

Dem Fuder recht ähnlich, ist das sogenannte Stück. Viele Jahrhunderte lang war das Stück in Deutschland das gebräuchlichste Holzfass. Ähnlich wie beim Fuder gab es hier aber lange keine einheitliche Größe. Diese schwankten nämlich zwischen 600 und 1.200 Liter Fassungsvermögen. Im deutschen Weingesetz ist nach wie vor keine verbindliche Größe verankert. Allerdings hat es sich eingebürgert, dass unter einem Stück ein Holzfass mit 1.200 Liter verstanden wird. Ein Doppelstück kann dementsprechend 2.400 Liter fassen – ein Halbstück hingegen 600 Liter. Und ja, es gibt auch ein Dreistück (3.600 Liter) und ein Viertelstück (300 Liter).

Holzfass-Keller eines Weinguts mit großen Fudern
Holzfass raten: Fuder oder Stück? © R. Cerruti/iStock

Was dem Deutschen sein Stückfass, ist dem Franzosen sein Tonneau. Was ja wörtlich übersetzt nichts anderes als Fass bedeutet. Im Mittelalter gehörte das Tonneau zu den beliebtesten Holzfässern für Wein. Damals fasste es meist 900 Liter. Heutzutage kann ein Tonneau aber auch nur 500 Liter groß sein. Da sind wir vom Fassungsvermögen eines traditionellen deutschen Stücks also schon recht weit entfernt. Mit dem Muid nähern wir uns aber wieder an. Denn dieses Holzfass hat ein Volumen von 1.300 Litern. Es kommt vor allem in Châteauneuf-du-Pape zum Einsatz. Auch vom Muid gibt es eine halbe Größe. Das Demi-Muid ist aber vor allem in der Champagne und im Languedoc-Roussillon gebräuchlich.

Holzfass-Exoten: Tonel, Pipe oder Bota

Die Liste der Weinfässer ließe sich endlos fortführen. Über die Jahrhunderte haben sich überall auf der Welt die unterschiedlichsten Fässer im Weinbau etabliert. Alle aufzuführen, ginge zu weit. Außerdem maße ich mir nicht an, alle Holzfässernamen dieser Welt zu kennen. 😉 Aber ein paar Exoten dürfen es dann doch noch sein. Wie wäre es zum Beispiel mit dem traditionellen portugiesischen Holzfass namens Tonel? Es hat in der Regel 1.000 Liter oder mehr Fassungsvermögen.

Etwas bekannter ist vielleicht ein Pipe, dessen Bezeichnung sich tatsächlich von dem Wort Pfeife ableitet. Bei diesem Holzfass sind die spitzer zulaufenden Enden wohl das markanteste optische Merkmal. Pipes sind soooo exotisch nicht, denn in Portugal werden sie nach wie vor für Portwein verwendet. Traditionell kann so ein portugiesisches Pipe 550 Liter fassen. Wobei es auch Varianten mit 580 bis 630 Litern im Dourotal gibt. In Pipes mit 418 Litern wird in Portugal übrigens auch Madeira gelagert. Auch französischer Cognac ruht in Pipes, die dann allerdings 600 Liter fassen. Und italienischer Marsala wiederum reift in Pipes zu 423 Litern. Was für ein Zahlenwirrwarr!

Spanischer Sherry hingegen wird in einem Bota hergestellt. Auch hier gibt es keine gesetzlich einheitliche Größe. Der Standard sind 500-Liter-Holzfässer. Es gibt aber auch Fässer, die bis zu 650 Liter fassen.

Traditionelles portugiesisches Schiff transportiert Holzfässer auf dem Duoro
Rabelo: Traditionelles Schiff, mit dem Portwein-Pipes transportiert werden. © Lucas B. Bracht/iStock

Holzfass-Urvater: Oxhoft

Oxhoft ist nicht nur der Name eines meiner Lieblingsweinläden in Hamburg, sondern eben auch ein altes Hohlmaß und die Bezeichnung eines Holzfasses. Tatsächlich wurde ein Oxhoft in ganz Europa für Bier, Wein und Schnaps verwendet. Der Name leitet sich von dem Wort Ochsenhaut ab. Und das hat einen guten Grund. Denn aus Ochsenhäuten wurden früher die legendären Weinschläuche gefertigt, in denen man große Mengen an Wein kurzzeitig lagern konnte. Nur, dass das Oxhoft dann eben ein kleines Holzfass mit einem Fassungsvermögen zwischen 210 bis 290 Litern war.

Bei dieser Größe ahnst du es vielleicht schon: das Oxhoft gilt als Vorläufer des Barriques. Damit ist es quasi der Holzfass-Urvater. Und wurde dann von seinem Kind weltweit verdrängt. Heutzutage ist das Oxhoft so gut wie ausgestorben. Nur noch ein paar Winzer im österreichischen Burgenland oder im australischen Barossa Valley verwenden es. Eigentlich schade.

Weinkellergewölbe mit mehreren großen Fudern
Solch große Fuder sind typisch für deutsche Weinkeller. © Popartic/iStock

Noch mehr alte Holzfässer: Ohm, Vierling und Kufe

Wobei das Oxhoft nun wahrlich nicht das einzige Holzfass ist, das sich im Laufe der Jahrhunderte aus dem alltäglichen Winzergebrauch verabschiedet hat. Gut, das Ohm war jetzt kein Holzfass, sondern ein Flüssigkeitsmaß, das auch in Tierhäuten abgefüllt werden konnte. Je nach Region fasste ein Ohm zwischen 134 und 175 Liter. Vom Ohm leiteten sich wiederum viele andere Maßeinheiten für Holzfässer ab. Zum Beispiel passten vier Ohm in ein Vierling. Dieses Holzfass war vor allem im badischen Markgräflerland in Gebrauch.

Auch die Kufe ist als Holzfass inzwischen längst Geschichte. Ihr Volumen war – wie sollte es auch anders sein – sehr unterschiedlich. In Preußen soll eine Kufe, die ab und an auch Küfe genannt wurde, 458 Liter gefasst haben. In Sachsen hingegen 637 Liter. Was von der Kufe allerdings bleibt, ist die Berufsbezeichnung des Küfers. Also des Fassbinders. So schließt sich der Kreis zum Hier und Jetzt.

Copyright Titelbild: © Muenz/iStock

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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