Close-up von Winzerin Silvia Heinrich vom Weingut Silvia Heinrich aus Deutschkreutz im Burgenland

Weingut Silvia Heinrich: Blaufränkisch-Vielfalt aus dem Burgenland

Nicht umsonst nennt man das österreichische Mittelburgenland auch Blaufränkischland. Genau hier beweist das Weingut Silvia Heinrich in Deutschkreutz, was für facettenreiche und charakterstarke Weine aus der roten Rebsorte entstehen können. Wenn man denn mit ihr umzugehen weiß. Wie eben die engagierte Winzerin Silvia Heinrich.

Wenn es um das Thema Blaufränkisch geht, fangen Silvia Heinrichs Augen an zu leuchten. Von der ersten Sekunde an ist klar: Was man da sieht, das ist große Liebe. Und Leidenschaft. Umso ungewöhnlicher ist es, dass aus dem Weingut Silvia Heinrich fast nichts geworden wäre. Denn es war nie der Plan der Eltern, dass ihre Tochter mal den Familienbetrieb in Deutschkreutz übernehmen sollte. Nicht, weil sie eine Frau ist. Sondern weil sich Gerti und Johannes Heinrich für Silvia immer ein leichteres Leben gewünscht haben. Eines, das nicht mit so viel Arbeit und Plackerei verbunden ist. Obwohl die Tochter ja schon als Kind keinen Hehl daraus gemacht hat, wie sehr sie die Arbeit im Weingarten begeistert.

Doch Silvia Heinrich fügte sich vorerst dem Wunsch ihrer Eltern. Statt in den Weinkeller ging es für sie beruflich erst einmal fast eine Dekade zur Nachrichtenagentur Reuters, bevor sie dann einige Jahre für Österreich Wein Marketing (ÖWM) tätig war. Aber ihrer Liebe zum Wein hat das keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Es folgten also Praktika bei Weingütern. In der Pfalz, aber auch im Piemont und sogar in Neuseeland. Bereits während dieser Zeit stand für Silvia Heinrich fest: Ein Schreibtisch-Job kommt für sie nicht mehr in Frage. Sie will Wein machen. “Meine Mutter hat mir bis heute nicht so richtig verziehen, dass ich dann doch Winzerin geworden bin. Sie hat sich für mich ein angenehmeres Leben gewünscht”, gesteht Silvia Heinrich. Doch wenn man dabei das Strahlen in ihrem Gesicht sieht, weiß man, dass sie mit ihrer Entscheidung für ihr Weingut Silvia Heinrich alles richtig gemacht hat.

Winzerin Silvia Heinrich blick auf ihre Weingärten in Österreich
Liebt ihren Job als Winzerin: Silvia Heinrich. © Emmerich Maedl/Weingut Silvia Heinrich

Weingut Silvia Heinrich im Wandel

Die Winzerin kam übrigens mit sehr klaren Vorstellungen zurück in den elterlichen Betrieb. “Während meiner ÖWM-Zeit habe ich klar erkannt, dass heimische Rebsorten die Zukunft für unser Weingut sind”, erinnert sich Silvia Heinrich. Rund um die Jahrtausendwende lagen im Burgenland – vor allem im Mittelburgenland – internationale Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon stark im Trend. Und sie prägen auch heute noch viele Weingärten. Aber eine vinophile Heimatidentität mit ihnen aufbauen? Schwierig! Für Silvia Heinrich war klar, dass das auf den tiefgründigen Lehmböden mit hohem Kalkanteil, die hier dominieren, vor allem eine Rebsorte können müsste. Nämlich Blaufränkisch. Das Praktikum in der Pfalz bestärkte sie dann zusätzlich, noch mehr darauf zu achten, welche Lage für welche Rebsorte am besten geeignet ist.

Nach ihrer Rückkehr stand fest: Blaufränkisch sollte ihre Leitrebsorte werden. Außerdem traf sie die Entscheidung, dass die tiefgründigen Lehmböden nichts für elegante Weißweine sind. Die Konsequenzen waren weitreichend. Denn tatsächlich bestand die Winzerin darauf, dass das Weingut Silvia Heinrich fortan keine Weißweine mehr bereitet. So mussten unter anderem alle Sauvignon-Blanc-Reben weichen. Zum Entsetzen von Silvias Mutter. Sauvignon Blanc war nämlich ihr absoluter Lieblingswein. Auf den verzichten? Das kam ja gar nicht in Frage! Silvia Heinrich rodete trotzdem den kompletten Sauvignon Blanc. Und machte mit ihrer Mutter einen Deal. Denn diese bekommt bis heute eine Jahresration eines Sauvignon Blancs eigener Wahl von ihrer Tochter geschenkt.

Ein Hoch auf den Blaufränkisch!

Und so wurden für das Weingut Silvia Heinrich nach und nach die Blaufränkisch-Flächen erweitert. Inzwischen hat die Winzerin, die den Betrieb im Jahr 2010 offiziell komplett übernahm, sieben verschiedene Blaufränkisch im Sortiment. Die Basis bildet der Blaufränkisch Burgenland, der mit seiner satten Brombeer-Frucht leicht zu genießen und zu lieben ist. Etwas tiefgründiger präsentiert sich da der Blaufränkisch Deutschkreutz, der nicht nur nach seiner Heimat schmeckt, sondern auch etwas mehr Körper und Selbstbewusstsein mitbringt.

Eingang zum Weingut Silvia Heinrich in Deutschkreutz
Herzlich willkommen! © Weingut Silvia Heinrich

Das alles wird dann aber noch von der Ried Goldberg Reserve getoppt. Denn die über 70 Jahre alten Reben stehen tatsächlich im ältesten Weingarten von Deutschkreutz. Der Ertrag ist hier minimal – und trotzdem findet noch zusätzlich eine Selektion statt. Hier haben wir es mit einem besonders komplexen und doch saftigen Blaufränkisch zu tun, der nicht nur mit Anklängen von Brombeer-Konfitüre, sondern auch mit Aromen von Schwarzkirsche, Tabak, Karamell und feinen Röstaromen brilliert. Ein Wein, mit dem man sich eine Ewigkeit beschäftigen – und den man ebenso lange noch reifen lassen kann.

Noch mehr Blaufränkisch vom Weingut Silvia Heinrich

Nicht minder beeindruckend ist aber auch der Blaufränkisch Alte Reben aus der Silvia Heinrich Edition. Für diesen Wein setzt die Winzerin noch strengere Kriterien an. Und noch wichtiger: sie arbeitet dabei nach dem Vorbild ihrer Großeltern. Was nichts anderes bedeutet, dass so ziemlich alles händisch gemacht wird. Und sie dem Wein besonders viel Zeit im Keller lässt, damit er in Ruhe seinen Charakter entfalten kann. Dieser hat es dann tatsächlich in sich.

Denn es ist ein ungemein präsenter Blaufränkisch, der trotzdem nicht laut oder gar brüllend daherkommt, mit einer ebenso festen wie beeindruckend präzisen Tanninstruktur. Dazu die Anklänge von Brombeeren, Heidelbeeren, pikanten Gewürzen und getrockneten Wiesenkräutern. Ein Hauch von Leder und Nougat komplettieren die Sinnesexplosion am Gaumen. Ja, auch das ist ein Wein für die Ewigkeit, der zeigt, wie langlebig Blaufränkisch sein kann.

Winzerin Silvia Heinrich bei der Lese von blauen Weintrauben
Silvia Heinrich und ihr geliebter Blaufränkisch. © Johann Heinrich/Weingut Silvia Heinrich

Blaufränkisch-Juwel “Cupido”

Wer jetzt denkt, dass das bereits die Blaufränkisch-Spitze vom Weingut Silvia Heinrich war, den muss ich leider enttäuschen. Schließlich ist da ja auch noch der “Cupido”, den die Winzerin erstmals für einen ganz speziellen Anlass vinifizierte. Nämlich für ihre Hochzeit im Jahr 2000. Dieser sollte eigentlich gar nicht auf den Markt kommen, sondern eine einmalige Angelegenheit sein. Wie eine Heirat im Idealfall eben auch. Trotzdem reichte Silvia Heinrich den Wein für den Falstaff-Rotweinpreis ein – und wurde dafür aus dem Stand weg prämiert. Da war sie dann plötzlich in der Bringschuld. Die Hochzeitsgäste bekamen weniger vom “Cupido”, dafür gelangten ein paar Flaschen auf den Markt.

Die Ehe von Silvia Heinrich ist inzwischen Geschichte, doch den “Cupido” gibt es immer noch. Er wird allerdings nur in den ganz großen Rotweinjahren vinifiziert und ist eine Assemblage aus den besten Blaufränkisch-Fässern des Weinguts. Elf Jahrgänge gibt es von dem Blaufränkisch, der dann jeweils einen Zusatztitel trägt. So wie der aktuelle Jahrgang 2017: “jeu amoureux” – Spiel der Liebe. Hier zeigt sich die Rebsorte dann von ihrer höchst eleganten Seite. Fast schon seidige Tannine, eine feine Kräuterwürze und mineralische Anklänge gesellen sich zu Brombeere, Schwarzkirsche und Zartbitterschokolade. Das ist schon großes Blaufränkisch-Kino! Immer, wenn Silvia Heinrich an einem Glas ihres Meisterstücks nippt, leuchten ihre Augen übrigens noch mehr. Wobei ihr auch bewusst ist, dass es manchmal dauert, die Blaufränkisch-Liebe zu entfachen: “In Blaufränkisch muss man sich eintrinken. Aber wenn man drin ist, dann lässt er einen nicht mehr los.”

Fasskeller eines Weinguts im österreichischen Burgenland
Nicht nur im Weingarten, sondern auch im Fasskeller ist Silvia Heinrich in ihrem Element. © Simone Kantz/Weingut Silvia Heinrich

Weingut Silvia Heinrich und die internationale Rebsorten-Seite

Auch wenn Blaufränkisch quasi die Seele des Weinguts Silvia Heinrich ist, kommen auch andere Rebsorten nicht zu kurz. Der Schwerpunkt liegt dann allerdings auf internationalen Trauben, die von der Winzerin mit Deutschkreutz-Herkunft gepaart und so ganz neu interpretiert werden. Bestes Beispiel ist da etwa der “Maestro” – eine Cuvée aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot. Hier vereinen sich Kraft und Eleganz zu einem wunderschönen Kontrast am Gaumen. Das Gegenstück zum “Maestro” bildet die “Maestra”, in der sich Merlot und Blaufränkisch mit einem Hauch Syrah vereinen. Hier steht eher die Frucht im Vordergrund, während die Tannine feiner und zugänglicher sind.

Und mit “elegy” legt das Weingut Silvia Heinrich dann noch einen waschechten Bordeaux-Blend vor. Cabernet Sauvignon und Merlot in perfekter Balance – geschmeidig und doch kräftig, edel, aber mit gehörigen mineralischen Anklängen. Ja, auch das kann Burgenland sein. “elegy” ist tatsächlich einer der wenigen Weine von Silvia Heinrich, der komplett ohne Blaufränkisch auskommt. Und ja, auch hier leuchten ihre Augen. 😉 Wer sich selbst davon überzeugen möchte, der kann das Weingut Silvia Heinrich übrigens nicht nur besuchen, sondern auch in einem der Ferienzimmer übernachten. Sehr praktisch!

Copyright Titelbild: © Mili Badic/Weingut Silvia Heinrich

*Dieser Text wurde weder in Auftrag gegeben noch vergütet. Er entstand ohne Einfluss des Weinguts Silvia Heinrich und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen allein Service-Zwecken.

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