Rotweinglas mit Eiswürfeln aus der Vogelperspektive aufgenommen

Eiswürfel im Wein: Eine gute Idee?

Es ist eine Frage, die tatsächlich die Gemüter spaltet. Oder die Geschmäcker, um genau zu sein. Sind denn jetzt Eiswürfel im Wein eine gute Idee? Oder sollte man das lieber lassen? Wenn ja: warum? Und welche Alternativen gibt es? Alle Antworten findest du hier.

Immer wenn ein Eiswürfel im Weinglas klirrt, bekommt irgendwo auf der Welt ein Wein-Nerd Schnappatmung. So will es das Snob-Gesetz. Vor allem im Sommer wird deswegen rund um den Globus verstärkt schnappgeatmet. Denn rein statistisch müssten auf der Nordhalbkugel zwischen Anfang Mai und Ende August die meisten Eiswürfel in Weingläsern zu finden sein. Weil hohe Temperaturen und so. Und weil ein unkomplizierter Sommerwein doch so viel länger kühl bleibt. Oder eben die Maibowle. Aber hier genau liegt dann ja der Unterschied, oder? Bei einer Mai- oder Erdbeerbowle mag ja Wein mit drin sein. Er spielt nur halt nicht die Hauptrolle und ist nur eine von mehreren Komponenten. Da sind dann auch Eiswürfel im Wein vollkommen in Ordnung. Selbiges gilt dann natürlich auch für Aperol Spritz und viele, viele weitere Aperitif– oder Mischvarianten.

Serviert man den Wein aber ohne irgendetwas und haut dann Eiswürfel zum Kühlen ins Glas, kann ich den ein oder anderen Atemaussetzer durchaus verstehen. Schließlich schmelzen Eiswürfel. Und verwässern dann den Weingeschmack. Da kann man dann doch auch gleich zu einer Weinschorle greifen. Die hat dann in der Regel sogar noch Kohlensäure, die zusätzlich für Erfrischung sorgt. Apropos Kohlensäure. Es kann ja auch mal vorkommen, dass ein Sekt einem nicht kalt genug ist. Hier verwässert der Schaumwein dank des Eiswürfels nicht nur, sondern verliert auch schneller Kohlensäure. Beim Perlwein geht’s dann noch fixer, weil es halt nicht so viele Bubbles gibt wie bei Sekt und Co.

Eiswürfel im Wein sind bei Mixgetränken wie diesen hier mit Blüten und Zitrone nicht ganz so schlimm
In Mixgetränken sind Eiswürfel im Wein freilich nicht so schlimm. © Svetlana Cherruty/iStock

Warum Eiswürfel im Wein manchmal einfach clever sind

Wobei das hier jetzt kein Bashing gegen Eiswürfel im Wein sein soll. Ich kann nämlich schon verstehen, warum Menschen das machen. Vor allem, wenn es im Sommer brüllend heiß ist. Was nützt dir der beste Weinkühler, wenn der Wein im Glas dann trotzdem schnell warm wird? Eben! Fasst man das Glas dann auch noch am Kelch und nicht am Stiel an, erwärmt sich der Wein dann noch schneller. Und den edlen Tropfen runterstürzen ist ebenso unschön wie noch weniger einschenken. Schluckgerecht sozusagen. Da macht man ja nichts anderes mehr als nachzuschenken – und kann dementsprechend den Moment gar nicht mehr genießen.

Wobei Eiswürfel im Wein nicht zwingend nur im Sommer zum Einsatz kommen müssen. Im Winter kann das durchaus auch vorkommen. Zum Beispiel wenn man einen Wein bei Zimmertemperatur genießen möchte und dann feststellt, dass die 22 Grad Celsius als Trinktemperatur vielleicht doch nicht so geeignet sind. Es sei denn, man möchte Glühwein haben. 😉 Und die Flasche im Eisfach auf die richtige Temperatur zu bringen, braucht nicht nur Fingerspitzengefühl für den perfekten Zeitpunkt, sondern eben auch Geduld. Eiswürfel im Wein gehen dann doch schneller.

Eiswürfel, die auf eine schwarze Fläche fallen
Müssen es den immer Eiswürfel im Wein sein? © xamtiw/iStock

Ein Geständnis und ein Für und Wider

Und mal ehrlich: Man kann die Eiswürfel nach einer oder zwei Minuten dann ja auch wieder herausfischen. Soooo viel ist dann auf jeden Fall noch nicht verwässert. Der Wein ist aber trotzdem schon deutlich kälter. Gut, das hat dann nichts mehr mit dem Weingenuss zu tun, den nicht eben wenige Kenner zelebrieren. Da fummelt man mit den Pfoten einfach nicht im Weinglas rum. Aber unter uns: Auch ich habe so schon mehr als nur einen Weißwein spontan auf Temperatur gebracht, wenn ich mal wieder vergessen habe, ihn vorher einzukühlen. Da gibt’s das erste Glas mit Eiswürfelkurztherapie, während die Flasche für 20 Minuten ins Tiefkühlfach wandert.

Bei allem Verständnis ändert das aber nichts daran, dass Eiswürfel im Wein eine Lifestyle-Unsitte sind, die aus den Vereinigten Staaten hierher geschwappt ist. Ja, es sieht schon schön aus, wenn Eiswürfel im Weinglas schimmern. Mit Weingenuss hat das aber wenig zu tun, sondern eher mit der Leichtigkeit des Seins. Sprich: Mit einem Lebensgefühl, das propagiert wird.

Trotzdem kann man als Wein-Nerd auf die Schnappatmung verzichten. Denn in der Regel werden jetzt nicht gereifte Grosse Gewächse oder andere hochwertige Weine mit Eiswürfeln gekühlt, sondern eher schon die Alltagstropfen oder aber die großen Markt-Lieblinge wie etwa Lugana oder der Grauburgunder in Gutsweinqualität. Sooo ein großes Sakrileg begeht man da also nicht unbedingt, wenn man Eiswürfel ins Weinglas plumpsen lässt. 😉

Frau tut Eiswürfel in Weingläser mit Roséwein auf einem schön dekorierten Tisch
Klassiker: Roséwein mit Eiswürfeln. © petrenkod/iStock

Eiswürfel im Wein ersetzen: So geht’s

Falls du bis eben Eiswürfel im Wein vollkommen okay fandest, jetzt aber doch lieber darauf verzichten möchtest, dann folgen hier ein paar Tipps, wie du nicht komplett auf knackig kalte Weine verzichten musst. Die einfachste Lösung liegt auf der Hand: Verwende einfach Dauereiswürfel aus Kunststoff! Sie halten deinen Wein kalt, verwässern ihn aber nicht. Logisch. Und sie sind wiederverwendbar, was auch die Plastik-Umweltsünde ein wenig minimiert. 

Wenn du lieber auf Plastik verzichten möchtest, habe ich eine Alternative für dich in petto. Die funktioniert aber nur, wenn du ein treuer Genießer bist, der zum Beispiel DEN einen Wein im Sommer trinkt. Dann mache dir doch einfach aus eben diesem Wein Eiswürfel! Eine Freundin von mir bevorzugt im Sommer zum Beispiel immer Roséwein. Jedes Jahr hat sie ein oder zwei Favoriten. Und da sie diese gerne eiskalt genießt, macht sie sich von beiden Eiswürfel fertig. Jede Eiswürfelform hat dabei natürlich eine andere Farbe, damit sie nichts verwechselt. Finde ich recht clever.

Mann gießt Rotwein in einen Eiswürfelbehälter
Trick 17: Wein einfrieren und später als Eiswürfel verwenden. Aber bitte für den gleichen Wein! © Qwart/iStock

Noch ein Tipp für mehr Wein-Kälte

Und dann gibt’s natürlich noch einen Trick, wie man Eiswürfel im Glas vermeiden kann. Kühle einfach das Weinglas ein! Aber bitte nicht direkt aus dem Regal ins Eisfach! Einen kleinen Umweg musst du schon gehen. Denn damit das Glas richtig kalt wird, musst du es einmal anfeuchten, bevor du es in den Gefrierer packst. Am besten spülst du das Glas nur kurz von innen aus. Und noch besser ist es, wenn du dafür jetzt nicht gleich die hauchdünnen mundgeblasenen Gläser verwendest.

Wenn Flüssigkeit gefriert, dann dehnt sie sich aus. Deswegen bersten Flaschen im Tiefkühlfach ja auch, wenn man sie da aus Versehen vergisst. Also: Wasser nur von innen und robuste Gläser. Nach 15 bis 20 Minuten ist das Glas richtig schön kalt und kann schon einmal einen Eiswürfel im Wein ersetzen. Dann aber bitte auch das Glas schön brav am Stiel anfassen und nicht den Kelch mit der Hand umschließen. Dann hast du einfach länger was davon. 😉

Copyright Titelbild: © Sviatlana Barchan/iStock

*Dieser Text wurde weder beauftragt noch vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung wider und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gesetzte Links sind nicht kommerziell und dienen alleine Service-Zwecken.

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