Auf dieser Zeichnung halten Menschen Sektgläser in die Luft und prosten auf die Schaumweinsteuer

Schaumweinsteuer: Warum es sie gibt, woher sie kommt – und wie hoch sie ist

Egal ob Sekt, Champagner, Prosecco oder Cava: Für jede Schaumweinflasche mit 0,75 Liter bekommt der Staat die sogenannte Schaumweinsteuer. Aber warum eigentlich? Wie hoch ist sie? Und wie viel nimmt Deutschland damit jährlich ein? Antworten auf alle Fragen gibt es jetzt hier.

Plopp. Wer einen Sektkorken knallen lässt, darf sich nicht nur auf die kommende Schaumwein-Köstlichkeit freuen, sondern ist auch noch ein ziemlich guter Bürger, der mit seinem Plopp genau 1,02 Euro für eine 0,75-Liter-Flasche in die Staatskasse spült. Schaumweinsteuer und so. Umgangssprachlich ist diese Verbrauchssteuer auch als Sektsteuer bekannt. Und eigentlich wird diese vom Winzer bezahlt, sobald die Flaschen sein Lager verlassen.

Aber weil der Winzer ja was verdienen will, gibt er es an den Konsumenten weiter. Logisch. Und der bezahlt dann neben der Sekt- auch noch die übliche Mehrwertsteuer. Es wird also streng genommen doppelt abkassiert. Da wird man ja mal fragen dürfen, warum das so ist. Werfen wir also einen Blick in die Vergangenheit. Die Sache mit der Schaumweinsteuer begann nämlich Anfang des 20. Jahrhunderts.

Mann hält eine Schaumweinflasche in Händen
Vor dem Öffnen ist die Schaumweinsteuer fällig. © 123debbiei/pixabay

Ursprünge der Schaumweinsteuer

Wir schreiben das Jahr 1902. Deutschland braucht Geld. Genauer gesagt Kaiser Wilhelm II. Nämlich um seine Kriegsflotte zu finanzieren. Und um den Bau des Nord-Ostsee-Kanals voranzutreiben. Letzteren nannte er bei dessen Einweihung übrigens spontan in Kaiser-Wilhelm-Kanal um. Aber das ist eine andere Geschichte – und temporär obendrein. Im Gegensatz zur Schaumweinsteuer war der Spontanname ja vergänglich. Bleiben wir also beim Thema. 50 Pfennig musste man damals für jede Schaumwein-Flasche berappen.

Deutschland liebte schon damals die diversen Prickler. Die Korken knallten ohne Ende, die Staatskasse füllte sich. Der Staat wurde gierig und setzte den Steuerpreis immer wieder rauf. Die Bürger jammerten nicht, sondern genossen weiter. Und bezahlten.

Statue von Kaiser Wilhelm II.
Es war Kaiser Wilhelm II, der die Schaumweinsteuer einführte. © Shooterstgt/iStock

Kriegsfinanzierung mit Sekt

Erst im Jahr 1933 wurde die Schaumweinsteuer ausgesetzt. Die Wirtschaft lag am Boden – und musste angekurbelt werden. Trinkt, Leute, trinkt! Das war natürlich nur eine von vielen, vielen Maßnahmen. Aber sie funktionierte. Zumindest bis 1939. Du ahnst, was kommt. Man brauchte mal wieder Kohle für einen weiteren Krieg. Und zack, da war sie wieder, die Schaumweinsteuer. Dieses Mal mit einer Reichsmark pro Flasche.

Als der Zweite Weltkrieg endlich vorbei war, konnten die meisten Menschen zwar nicht mal von Schaumwein träumen, aber die Steuer blieb trotzdem. Auch, als die Trümmer beseitigt waren und die Wirtschaft blühte und gedieh. Momentan verlangt Vater Staat eben die bereits genannten 1,02 Euro pro Normalflasche.

Freunde stoßen auf einem Boot mit Schaumwein an
Stößchen! Hier wird natürlich auch die Schaumweinsteuer fällig. © Petrenkod/iStock

Für welche Schaumweine die Sektsteuer fällig ist

Ab wann aber muss gezahlt werden? Das ist ganz genau festgelegt. Alle Schaumweine, die bei 20°C einen Flascheninnendruck von über 3 bar haben, sind steuerpflichtig. Sekt, Prosecco Spumante, Crémant, Champagner und wie die Prickler mit ihrer Flaschengärung alle heißen, sind also fällig. Nur Perlweine sind fein raus. Die kommen meist ja nur auf 1 bis 2,5 bar, weil die Kohlensäure erst nach der Gärung reingepumpt wird. Aber sobald die 3 bar erreicht sind, muss halt in die Tasche gegriffen werden. Und das gilt auch für ausländische Produzenten, die auf dem deutschen Markt verkaufen.

Jetzt folgt natürlich noch das übliche Gebet, das auch unter dem Namen Rotkäppchen-Sekt-Bashing bekannt ist. 😉 Meiner Meinung nach kann man nämlich gar nicht oft genug betonen, dass die Schaumweinsteuer auch bei der supergünstigen Discounter- und Supermarkt-Ware fällig ist. Wenn du also eine Flasche für 2,99 Euro (im Angebot gar nicht mal so selten) kaufst, davon automatisch 1,02 Euro an Vater Staat gehen, Flasche, Korken und Etikett auch noch bezahlt werden müssen, kann man sich denken, welche Traubenqualität da in so einem Billig-Sekt steckt. Hey, wem’s schmeckt: Cheers! Für mich ist das indes aber nichts. Call me Winzersekt-Fangirl. 😉

Gefüllte Sektgläser in einer Bar in einer Nahaufnahme
Egal ob hochwertig oder nicht: Für Schaumweine sind 1,02 Euro an Steuern fällig. © skitterphoto/pixabay

Schaumweinsteuer: Über den Tellerrand geblickt

Bevor du jetzt denkst, dass das hier voll der Jammer-Text über die böse, böse Schaumweinsteuer ist, die uns Weinliebhaber irgendwie benachteiligt … möp. Nö. Es ist halt, wie es ist. Und es ist ja nicht so, dass wir Weinmenschen die einzigen Genießer sind, die aufgrund ihrer Leidenschaft zusätzlich in die Taschen greifen müssen. Stichwort Biersteuer. Oder aber die Steuer auf Wodka, Branntwein oder Alkopops.

Erstaunlich ist höchstens, dass erst Kaiser Wilhelm II. Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Idee gekommen ist. Schließlich gab es bereits im Mittelalter eine Weinsteuer, die als “Ungeld” oder auch als “Böspfennig” bezeichnet wurde. Du siehst: Weingenuss zu versteuern, hat eigentlich eine sehr, sehr lange Tradition, die wohl irgendwann während der Renaissance abhandengekommen sein muss.

Getürmte Münzhaufen auf Rechnungen
Bei dem Schaumweinkonsum der Deutschen kommt schon einiges an Schaumweinsteuer zusammen. © Alex barcley/pixabay

Ein paar harte Zahlen zur Schaumweinsteuer

Kommen wir aber endlich mal zum Eingemachten. Den Zahlen. Und die zeigen Erstaunliches. Im Jahr 2022 nahm der Staat 352,5 Millionen Euro mit der Schaumweinsteuer ein. Beachtlich, oder? Aber tatsächlich nicht ganz so viel wie im Jahr 2020. Da waren es nämlich noch 405 Millionen Euro. Gut, da hatten wir es auch mit einer Pandemie zu tun. Schaut man sich aber bei Statista weitere Jahre an, dann fällt schon auf, dass die Schaumweinsteuer-Gewinne seit 2011 deutlich zurückgegangen sind. Damals verdiente der Staat immerhin noch 454,3 Millionen Euro mit den Pricklern dieser Welt. Also deutlich mehr als jetzt. Trotzdem boomen Schaumweine und liegen, zumindest wenn man sich den Handelswert anschaut, so wie es Rafael Del Rey und Prof. Simone Loose in ihrem Bericht “State of the International Wine Market in 2022: New market trends for wines require new strategies” gemacht haben, voll im Trend. Wie passt das zusammen?

Ganz einfach: Derzeit findet eine Premiumisierung statt. Es wird zwar etwas weniger Schaumwein genossen, dafür sind diese aber hochwertiger. Was sich dann auch mit den Branchennachrichten deckt. Dort liest man zum Beispiel, dass der Absatz von Prosecco derzeit einbricht, aber auch hier der Handelswert steigt. Oder aber, dass Winzersekt und auch Champagner wieder verstärkt gekauft werden. Und natürlich boomt auch Crémant aus dem Elsass, von der Loire, aus Bordeaux oder Burgund. Meiner Meinung nach ist das jetzt nicht unbedingt die schlechteste Entwicklung. Was meinst du dazu?

Copyright Titelbild: © Drogatnev/iStock

*Dieser Text wurde weder beauftragt noch vergütet. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links dienen Servicezwecken und sind nicht kommerziell.

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