Suppe und Wein? Ja, das geht!
Pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit laufen die Suppentöpfe wieder heiß. Wein als Begleitung dazu mag jetzt nicht unbedingt die erste Wahl sein. Aber tatsächlich können Suppe und Wein sehr gut zusammenpassen. Entdecke meine 15 Pairing-Tipps.
Zugegeben, Suppe ist nicht gleich Suppe. Neben der großen Unterteilung in klare und gebundene Varianten, gibt es dann ja noch die Unterscheidung von Bouillon, Consommé und Bisque sowie Creme- oder Rahmsuppe, legierte oder pürierte Suppe. Und dann ist da ja auch noch der gute alte Eintopf! All diese Varianten in (Achtung! Wortspiel!) einen Topf zu werfen, das geht doch nicht! Nun, ich mache es trotzdem. Denn die Pairing-Prinzipien, wenn es um das Thema Suppe und Wein geht, sind jetzt nicht so krass unterschiedlich, wie man auf den ersten Blick meinen mag.
Trotzdem hat man Wein als Begleitung zu Suppen aller Arten jetzt nicht unbedingt auf dem Schirm. Was einen guten Grund hat. Und dieser nennt sich Temperaturunterschied. Suppen, Eintöpfe und Co. genießt man möglichst heiß. Also zumindest wärmer als andere Speisen wie Burger, Gulasch oder Rouladen. Reicht man dazu Rotwein, ist der Temperaturunterschied nicht ganz so krass. Oft passen Weißweine aber besser. Diese serviert man aber nun einmal gekühlt. Heiße Suppe, kalter Wein – für den Gaumen kommt das einer Kneipp-Kur gleich. Was für ein Wechselbad! Um das auszugleichen, hilft tatsächlich nur eins: Kräftig pusten. Also die Suppe, nicht den Wein – da sollte die Trinktemperatur schon stimmen. 😉 Kommen wir aber mal zu den ersten konkreten Paarungen in Sachen Suppe und Wein.
Klare Suppe und Wein
Zu den klaren Suppen gehören alle klassischen Brühen und Bouillons. In der Regel bildet hier ausgekochtes Fleisch oder die Karkassen von Fisch und Krustentier die Basis. Hier kommt es auf zweierlei an. Zum einen, wie intensiv die Basis ist, zum anderen, was noch mit reinkommt in den Topf. Nehmen wir mal die Hühnersuppe. Neben dem Huhn an sich, finden sich in ihr noch Karotten, Lauch und Sellerie sowie im Regelfall Nudeln. Gemüse und Einlage reichern an und machen satt, sind aber nicht so geschmacksprägend wie das Huhn selbst. Das gilt übrigens auch, wenn du besonders viel Rosenkohl in deine Suppe gibst. Denn der Geschmack des Huhns dominiert dank des ausgekochten Fettes trotzdem.
Womit wir auch schon beim Knackpunkt wären. Je mehr Fett ein Suppenhuhn abgibt, desto mehr Säure darf der Wein haben, den man dazu reicht. Bei wenig Fettaugen ist ein Chardonnay ohne Holz eine gute Wahl. Zum Beispiel aus dem österreichischen Burgenland oder aus Rheinhessen. Oder ein Weißburgunder oder ein Grauburgunder aus Baden oder der Pfalz. Und auch ein Silvaner aus Franken passt prima. Hat das Huhn viel Fett abgegeben, dann kannst du auch hier zu einem Chardonnay greifen. Allerdings einen mit eben mehr Säure. Hier geht meine Empfehlung dann Richtung Chablis. Wenn es noch mehr Säure sein darf, dann greife gerne zu einem Riesling von der Mosel oder der Nahe. Falls du die Hühnersuppe allerdings gekocht haben solltest, weil dein Hals kratzt oder weil du erkältet bist, dann lass den Wein bitte komplett weg. Ein eh schon angeschlagenes Immunsystem muss nicht noch zusätzlich durch Alkohol belastet werden. Es ist also nicht immer eine gute Idee, Suppe und Wein zu kombinieren. 😉
Wein zu Bouillon aus Rind oder Wild
Kommen wir mal zu kräftigen Suppen mit wechselnden Einlagen. Eine Kraftbrühe, gerne auch Bouillon genannt, kann zwar auch pur geschlürft werden, aber sättigend ist sie ja erst mit Frittaten, Grießklößchen, Maultaschen, Leberknödel oder was auch immer. In diesem Fall ist die Kombi von Suppe und Wein übrigens richtig hilfreich, da der Wein die verschiedenen Geschmackskomponenten miteinander vereinen kann. Das sorgt für eine schöne Harmonie im Mund. Genau deswegen spielt hier nicht nur die Brühe selbst eine entscheidende Rolle, sondern eben auch die Einlage.
Zu leicht bitteren Leberknödel passt zum Beispiel ein fruchtiger Grauburgunder aus Pfalz oder Baden sehr gut, weil er einen schönen Kontrast bildet. Und wenn ich mal eine Frittatensuppe löffle, dann greife ich gerne zu einem fruchtigen Riesling aus dem Rheingau. Ein schlanker Silvaner aus Franken oder Rheinhessen begleitet indes feine Grießklößchen recht gut. Bei einer Bouillon aus Wild ist meine erste Wahl indes immer ein Roséwein. Vorzugsweise aus der Provence.
Fischsuppe und Wein
Wenn wir schon beim Roséwein sind, dann können wir jetzt auch gleich noch zur Bouillabaisse kommen. Diese hat ihren Ursprung ja in der Provence. Dementsprechend bietet sich ein Rosé aus eben jener Region einfach an. Die mineralischen Noten und der Kräuter-Touch passen ideal dazu. Wobei auch ein mineralischer Sauvignon Blanc von der Loire eine Fischsuppe gut begleitet. Vor allem, wenn er aus Appellationen wie Sancerre oder Pouilly-Fumé stammt. Falls du gerne Schaumweine magst, dann kann auch ein Crémant eine gut Wahl sein. Nicht nur von der Loire, sondern auch aus dem Elsass. Und ein Crémant de Bourgogne unterstreicht die Aromen in der Suppe auch sehr gut.
An dieser Stelle kommt dann auch endlich meine erste Rotweinempfehlung. Denn dank des kräftigen Charakters einer Bouillabaisse kann ein feiner Pinot Noir aus dem Burgund oder ein Gamay – vorzugsweise aus dem Beaujolais, gerne auch in der Primeur-Variante – brillieren. Beide Rebsorten bringen Weine mit wenig Tannin und einer feinen Fruchtigkeit hervor. Außerdem haben sie eine höhere Weinsäure. Alles gute Gründe, um auch mal Rotwein zu einem Gericht mit Fisch zu probieren.
Suppe und Wein: Gemüse-Kombis
Ein großer Klassiker der italienischen Küche ist ohne Frage die Minestrone. Auch hierzulande genießt man diese reichhaltige Gemüsesuppe inzwischen sehr gerne. Die Basis bilden hier Tomaten. Also schlägt erneut die große Stunde der Rotweine. Denn Weißweine haben entweder zu viel Säure oder sind geschmacklich so fein, dass die Minestrone sie platt macht. Also Rotwein. Mein erster Tipp ist die Rebsorte Sangiovese in Form eines Chianti oder Chianti Classico aus der Toskana. Sangiovese hat zwar auch eine recht hohe Säure, aber diese bewegt sich noch einem Bereich, wo sie gut mit der Säure aus den Tomaten harmoniert. Und die Fruchtigkeit passt eben auch sehr gut. Auch ein Blick weiter nördlich lohnt sich. Nämlich ins Piemont. Wie wäre es mit einem Roero? Oder aber ein Barbera aus dem Monferrato? Und auch ein Dolcetto kann zu einer Minestrone auftrumpfen. Suppe und Wein können so einen genialen gemeinsamen Genuss bieten.
Schwieriger wird es bei typisch deutschen Gemüsesuppen, in denen man vor allem Kohl und Wurzelgemüse findet. Diese süßlich-herbe Mischung ist zwar köstlich, macht aber eine Begleitung recht schwierig, wenn es um Suppe und Wein geht. Ein körperreicher Grüner Veltliner aus der österreichischen Wachau kann da durchaus den Spagat hinbekommen. Also gerne mal einen Smaragd einschenken. Dieser hat in der Regel ja etwas mehr Alkohol. Wenn du das nicht so magst, dann ist ein gereifter Silvaner aus Franken eine Prima Alternative.
Noch mehr Tipps zu Gemüsesuppen
Sollten in deiner Gemüsesuppe aber auch fettige und würzige Würste wie zum Beispiel Mettenden der heimliche Star sein, dann gibt es eigentlich nur ein Getränk, das ich dir dazu empfehlen kann. Bier. Anders sieht es hingegen schon wieder bei einer klassischen Zwiebelsuppe mit Croûtons und der Käsehaube aus. Die Zwiebeln sind ja leicht süßlich. Dementsprechend darf auch der Wein eine gewisse Restsüße haben.
Hier schlägt die große Riesling-Stunde. Eine Riesling Spätlese aus dem Elsass ist etwa eine köstliche Wahl. Denn diese ist etwas opulenter als die deutschen Varianten. Sie kommt prima gegen den mächtigen Käse an. Wenn du es nicht ganz so opulent am Gaumen haben möchtest, dann ist ein Riesling Kabinett von der Mosel vielleicht etwas für dich. Gerne auch in der Geschmacksrichtung halbtrocken. Und ein lieblicher Riesling Kabinett wäre vielleicht etwas, wenn du mal eine besonders scharfe Thai-Suppe genießen möchtest. Die Restsüße schützt deinen Gaumen vor allzu unangenehmen Brennen.
Und dann ist da ja noch die gute alte Kartoffelsuppe! Hier schlägt für mich ja wieder die große Silvaner-Stunde. Wobei ich auch einen Weißburgunder dazu gerne mal genieße. Beide Trauben haben eben feine Aromen, die die Kartoffeln nicht übertünchen. Lohnt sich meiner Meinung nach sehr.
Linsen, Erbsen und Bohnen: Diese Weine passen
Fangen wir mal mit der Linsensuppe an, denn hier habe ich ein paar richtig schöne – und vielleicht auch ausgefallenere – Empfehlungen für dich. Bei der Kombination aus fruchtigen Linsen, salzigem Speck, Essig und vielleicht noch etwas Zucker denkt man ja erstmal gar nicht an Wein, sondern eher an Bier. Was in der Tat sehr gut dazu mundet. Aber es gibt eben auch ein paar weiße Trauben, die super harmonieren können. Stichwort Bouquet-Rebsorten.
Falls dir jetzt Riesling in den Kopf kommt: Diese Rebsorte geht natürlich auch. Vor allem als Kabinett oder Spätlese. Aber wie wäre es denn mal mit einem Muskateller? Der ist etwas zarter, geht aber als Begleitung einer Linsensuppe trotzdem nicht unter. Etwas intensiver ist da die Scheurebe, die mit ihrer exotischen Aromatik aber trotzdem so manche Linsensuppe aufpeppt. Und wenn die Suppe besonders aromatisch ist, dann lohnt es sich, auch mal an einen kräftigen Gewürztraminer aus dem Elsass oder aber Südtirol zu denken.
Erbsensuppe und Wein
Keine Bange, es geht jetzt nicht so exotisch weiter. Bei einer Erbsensuppe bin ich recht konservativ. Erbsen haben per se einen süßlichen Geschmack. Dieser wird von einem restsüßen Riesling ganz gut weitergesponnen. Womit wir wieder beim Kabinett wären. Mein heimlicher Favorit ist aber auch hier ein Silvaner aus Franken. Denn dessen leichte Kräuter-Note kann einen schönen Kontrast zur süßen Erbse bilden.
Auch bei Eintöpfen mit Bohnen aller Arten sind meine Vorschläge recht konservativ. Zu weißen Bohnen passt ein Weißburgunder oder ein Chardonnay sehr gut. Gerade beim Chardonnay kann eine leichte Vanille-Note dank Ausbau im Holzfass durchaus delikat sein. Also denke da mal gerne in Richtung Meursault in Frankreich oder Monterey in Kalifornien. Bei grünen Bohnen würde ich persönlich aufgrund des Chlorophylls zu einem roten Gewächs greifen. Wie wäre es mit einem Pinotage aus Südafrika? Oder einem fruchtigen Zweigelt aus dem Burgenland? Um mal ein paar vernachlässigte Rebsorten mit ins Spiel zu bringen.
Sahnige Suppe und Wein
Achtung, wir sind mit dem Gemüse noch nicht fertig. Aber in diesem Abschnitt kommt eben auch noch Sahne in die Suppe. Bestes Beispiel ist da etwa die Spargelsuppe. Spargel hat ja nun viel Säure. Genau diese wird durch die Sahne in der Suppe ausgeglichen. Jetzt kommt es auf deine eigene Vorliebe an. Magst du es gerne sehr harmonisch und mild im Mund, dann greife einfach zu den beiden Spargel-Klassikern Gutedel oder Silvaner. Darf es schon ein wenig frischer sein, dann ist ein junger Grüner Veltliner aus dem Weinviertel oder ein Chablis eine sichere Genussbank. Beide Weine sind übrigens auch tolle Begleitungen zu einer Käsesuppe mit Hackfleisch und Lauch. Zum Kürbissüppchen passt indes Weißburgunder wieder sehr gut. Es sei denn, die Suppe ist sehr pikant. Dann würde ich persönlich zu einem halbtrockenen Riesling oder aber zu einem feinherben Rotling greifen.
Und dann ist da ja noch die cremige Tomatensuppe! Du ahnst es vielleicht schon: Jetzt kommen wieder die Rotweine. Wobei du an dieser Stelle nicht so viel Neues erfährst, denn Chianti Classico oder Roero, Barbera oder Dolcetto wären auch hier wieder meine erste Wahl. Rotweine empfehlen sich übrigens auch bei einer Brokkolisuppe. Wegen des Chlorophylls. Nur, dass ich hier dann wieder zu einem Pinotage aus dem südafrikanischen Stellenbosch oder einem burgenländischen Zweigelt greifen würde. Uff, das waren dann doch ziemlich viele Empfehlungen zum Thema Suppe und Wein. Und da soll noch mal jemand sagen, dass diese Kombi nicht geht. 😉
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