Weingut Gröhl: Vinophile Vielfalt aus Rheinhessen
Klasse statt Masse, Charakter-Rieslinge, die von ihrem Terroir erzählen und dann auch noch eine gehörige Portion Zeitgeist im Gepäck. Oder anders ausgedrückt: Willkommen beim Weingut Gröhl!
Es gibt Betriebe, da bekommt man den Generationswechsel nicht mit. Nicht, weil alles so reibungslos verläuft. Sondern weil alles beim Alten bleibt. Zu diesen Betrieben gehört das Weingut Gröhl aus dem rheinhessischen Weinholsheim ganz eindeutig nicht. Denn als Eckehart Gröhl den Familienbetrieb 1994 übernahm, merkte man das ganz deutlich. Natürlich nicht über Nacht. Das Weingut Gröhl existiert seit 1625 und hat eine dementsprechend lange Tradition. Und genau die verpflichtet ja auch irgendwie. Eckehart Gröhl war sich seiner Verantwortung, genau diese Tradition zu bewahren, stets und ständig bewusst. Was ihn aber nicht davon abhielt, an so mancher Stellschraube zu drehen. Beim Alten blieb beim Weingut Gröhl deswegen nicht so viel.
Zum einen erweiterte Eckehart Gröhl die Rebflächen. Auf zunächst 20 und dann auf aktuell 25 Hektar. Dabei pachtete oder kaufte er aber nicht wahllos. Schließlich war die Steigerung der Weinqualitäten seine eigentliche große Änderung. Nach und nach kamen so waschechte Premiumlagen hinzu. Wie zum Beispiel die Oppenheimer Schützenhütte, die nur einen Hektar ausmacht und die ausschließlich vom Weingut Gröhl bewirtschaftet wird. Das Besondere hier: eine mittelalterliche Stadtmauer schützt die Reben vor kalten Ostwinden. Außerdem fördert die alte Bruchsteinmauer das Klima in dem südwestlich ausgerichteten Wingert. Die Riesling-Reben, die hier gedeihen, bringen Trauben mit einer enorm konzentrierten Fruchtfülle hervor.
Premiumlagen vom Weingut Gröhl
Die Oppenheimer Schützenhütte gehört übrigens erst seit 2013 zur Rebfläche des Weinguts Gröhl. Gut Ding will eben Weile haben. Im selben Jahr konnte Eckehart Gröhl einen Wingert im Oppenheimer Sackträger ergattern. Nicht umsonst zählt die Lage zu den besten in Deutschland. Die alten Riesling-Reben wurzeln tief in den von Kalkmergel und Gehängelehm geprägten Urzeitboden. Von hier stammen Weine wie etwa die Auslese “Franziska G”, die Gröhl nach seiner Tochter benannte.
Parallel zum Oppenheimer Sackträger kam dann noch Rebfläche im Pettenthal dazu. Womit wir also in Nierstein und am Roten Hang wären. Auch hier ein Urzeitboden, bei dem Rotliegendes dominiert. Und natürlich auch hier Riesling. Allerdings unterscheiden sich die Weine sehr! Während die Weine aus Oppenheim eher leiser, filigraner und eleganter sind und mit einer fruchtigen Frische aufwarten, kommt beim Pettenthal das Mineralische stark zum Tragen. Dieser Riesling ist – im besten Sinne – wilder und kann gerne ein paar mehr Jahre Flaschenreife im heimischen Weinkeller vertragen als seine Brüder aus Oppenheim.
Weingut Gröhl und der Qualitätsanspruch
Dass diese Unterschiede so herrlich herausgearbeitet sind, liegt nicht an einer ausgeklügelten Kellertechnik. Tatsächlich achtet man beim Weingut Gröhl darauf, dort lediglich so behutsam und schonend mit Traubenmaterial, Most und Wein umzugehen, damit gerade die Lagenweine ihren jeweiligen Charakter während des langen Feinhefelagers ungestört entwickeln können. Und damit das überhaupt erst möglich ist, findet die eigentliche Arbeit eben im Weingarten und nicht im Keller statt.
Zu der erweiterten Rebfläche des Betriebs kam dann nämlich noch erheblich mehr Handarbeit im Wingert dazu. Neben Ertragsreduktion und Selektion und Handlese begrünte Eckehart Gröhl aber auch den Boden zwischen den Rebzeilen. Das fördert die Biodiversität und einen gesunden Humus-Aufbau. Und wenn die Lese naht, machen der Winzer und sein Team dann richtig Strecke! Denn die Trauben bleiben beim Weingut Gröhl so lange wie möglich hängen. Für eine perfekte physiologische Reife und damit einhergehend eine volle Aromenkraft. Penibel wird da geschaut und geprüft, um den idealen Lesezeitpunkt zu erwischen.
Bronze, Silber, Gold
Natürlich gibt es beim Weingut Gröhl nicht nur die charakterlich so unterschiedlichen Lagenweine, zu denen etwa auch der Riesling aus dem Niersteiner Ölberg gehört, der durch eine herrlich salzige Mineralik und feinen Limettennoten glänzt. Sich nur der Qualitätsspitze zu widmen, wäre wirtschaftlicher Wahnsinn. Wobei Eckehart Gröhl auch bei den Guts- und Ortsweinen sehr auf die Qualität achtet. Alle 19 Rebsorten des Weinguts sind ganz bewusst dort zu finden, wo sie eben zu finden sind. Schließlich sind die Böden sehr unterschiedlich und bringen dementsprechend andere Charaktere hervor. Diese kann man grob in drei Bereiche unterteilen: Rotliegendes in Nierstein, Kalkgestein in Oppenheim und Löss-Lehm in Weinholsheim.
Nun kann man von Weinliebhabern natürlich nicht erwarten, aus dem Stand heraus die Qualitätsunterschiede zu erkennen. Deswegen führte man beim Weingut Gröhl im Jahr 2013 ein eigenes Qualitätssystem ein, um Guts-, Orts- und Lagenweine auf einen Blick unterscheidbar zu machen und diese zugleich auch klar zu charakterisieren. In der Basis findet man die Bronze-Weine. Es sind die Gutsweine, die auf hohem Niveau unkomplizierten Genuss für jeden Tag versprechen. Die Ortsweine sind mit einer silbernen Kapsel versehen. Hier findet man schon deutlich mehr Herkunft und Charakter. Die Weine brillieren mit einer schönen Komplexität und einem herrlichen Trinkfluss. Beides kommt zwar auch bei den goldenen Lagenweinen nicht zu kurz, aber hier spielen Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit eben auch eine zentrale Rolle.
Weingut Gröhl: Perfektes Marketing inklusive
Komplettiert wird dieses Qualitätstrio durch die Linie “Holy Gröhl”. Mit dem Untertitel “The Holy Grail of Wine” auf dem Etikett versehen, ist das zwar recht viel Marketing-Geklapper, aber eben ein Geklapper, das bestens funktioniert. Die drei Cuvées in weiß, rosé und rot sprechen bewusst eine jüngere Zielgruppe an und führen so perfekt an die Genusswelt des Weinguts Gröhl heran. Die Kombination aus Lifestyle und Easy Drinking mit Anspruch ist ein idealer Einstieg, wenn man gerade anfängt, sich für Wein zu interessieren.
Und sie zeigt, dass das Weingut Gröhl zwar vor allem für Riesling steht, aber auch ganz wunderbare andere Weine erzeugt. Vom saftigen Weißburgunder über fruchtigen Sauvignon Blanc bis hin zum harmonischen Spätburgunder. Mehr durch Zufall bin ich vergangenes Jahr zudem über den Frühburgunder der Familie Gröhl gestolpert, den mir der niederländische Weinjournalist Albert De Jong nach einer Kupfergrube-Vertikale auf Gut Hermannsberg einschenkte. Wenn man den ganzen Tag Riesling verkostet, braucht man abends etwas Abwechslung. 😉 Frühburgunder kommt hierzulande ja leider noch viel zu selten ins Glas. Vor allem, wenn er so fein, so lebendig und so filigran ist wie der vom Weingut Gröhl. Das war schon großes Genusskino im Glas. Mal so als kleiner Insider-Tipp. 😉
Im Einklang mit der Natur
Bis dato war ja immer nur von Eckehart Gröhl die Rede. Dabei ist mit Johannes und Franziska Gröhl inzwischen auch die 13. Generation mit am Start. Nach seiner Winzerausbildung bei Rings, Kuhn und Knebel kehrte Johannes Gröhl zum elterlichen Betrieb zurück. Seite an Seite mit seinem Vater arbeitet er im Einklang der Natur. Außerdem stammen bereits der Riesling Pettenthal und der Weiße Burgunder Niersteiner Hölle komplett vom 22-jährigen Jungwinzer. Auch Franziska Gröhl ist nach ihrem Studium der Internationalen Weinwirtschaft wieder zuhause. Sie verantwortet die Präsentationen des Weinguts. Wozu dann auch die Online-Tastings zählen. Die Zukunft ist also gesichert – und bereits in sehr guten Händen.
Copyright Titelbild: © Weingut Gröhl
*Dieser Text wurde vom Weingut Gröhl weder beauftragt noch vergütet und spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.
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