Alle Familienmitglieder vom Weingut Winkler-Hermaden vereint im Eingangsbereich von Schloss Kapfenstein

Weingut Winkler-Hermaden: Charakter-Gewächse aus der Südsteiermark

Vier Generationen leben auf Schloss Kapfenstein unter einem Dach. Gemeinsam betreibt die Familie nicht nur ein Hotel und ein Restaurant, sondern auch das Weingut Winkler-Hermaden. Genuss aus einer Hand sozusagen.

Wobei nicht nur der Genuss eine große Rolle auf Schloss Kapfenstein in der Südsteiermark spielt. Denn noch wichtiger ist hier das Thema Nachhaltigkeit. Vor allem, wenn es um das Weingut Winkler-Hermaden geht. Wobei die Familie da nicht einfach auf den Trend aufgesprungen ist. Denn tatsächlich ist das Interesse für Nachhaltigkeit hier bereits seit Jahrzehnten natürlich gewachsen. Um das nachzuvollziehen, müssen wir zurück ins Jahr 1918 springen. Damals erbte Helene Winkler-Hermaden, die Großmutter des jetzigen Inhabers Georg, das Schloss Kapfenstein mit all seinen Ländereien. Ihr zur Seite stand ihr Mann Dr. Arthur Winkler-Hermaden. Dieser wiederum war Geologe. Und ein bedeutender noch dazu! Schließlich kartografierte er die komplette Südsteiermark! Die Liebe zu den Böden und dem Terroir an sich wurde den weiteren Familienmitgliedern also in die Wiege gelegt.

Was folgte, war eine homogene Aufteilung. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete so etwa Helenes Sohn Burkhardt Winkler-Hermaden zusammen mit seiner Frau Eva ein Buschenschank, aus dem sich im Laufe der Zeit das Restaurant entwickelte, das heute das kulinarische Herzstück auf Schloss Kapfenstein bildet. Parallel dazu baute man den Hotelbetrieb auf. Inzwischen können Gäste dank der 16 Zimmer das Vulkanland Steiermark im Detail erkunden. Wobei die Seele des Betriebs ohne Frage das Weingut Winkler-Hermaden ist. Aus einem klassischen Mischbetrieb entstanden, sind hier heute 37 Hektar unter Reben. Und diese werden, wie sollte es bei dieser nachhaltigen Familie auch anders sein, biologisch bewirtschaftet. Damit ist in Sachen Nachhaltigkeit aber noch lange nicht Schluss!

Eingangsbereich des Hotels auf Schloss Kapfenstein in Österreich
Im Hotel kann man die lange Familientradition förmlich spüren. ©Weingut Winkler-Hermaden

Weingut Winkler-Hermaden: Im Einklang mit der Natur

So wird etwa der komplette Betrieb seit sage und schreibe 35 Jahren ausschließlich mit Biomasse aus dem eigenen Wald geheizt. Im Jahr 2020 installierte man zudem eine Photovoltaik-Anlage auf den alten Dächern, um selbst einen Großteil der benötigten Energie zu erzeugen.

Seit Kurzem beteiligt sich das Weingut Winkler-Hermaden zudem bei einem ganz besonderen Projekt, wie Christof Winkler-Hermaden, der zusammen mit seiner Frau Kathi für die Organisation und Vermarktung verantwortlich ist, verrät: “Wir haben uns über die Ökoregion Kaindorf dem Humusaufbau verpflichtet und wollen aktiv Kohlendioxid im Boden speichern. Drei Prozent Humus können 125 Tonnen Kohlendioxid speichern. Das entspricht der Verbrennung von etwa 48.000 Litern Diesel. Durch einen jährlichen Humusaufbau von 0,2 Prozent auf allen Ackerflächen der Welt könnten die gesamten Kohlendioxid-Emissionen wieder in den Boden zurückgeführt und die Böden fruchtbarer gemacht werden.”

Familie Winkler-Hermaden vom Weingut Winkler-Hermaden in der Südsteiermark
Hat sich der Nachhaltigkeit verpflichtet: Familie Winkler-Hermaden. ©Weingut Winkler-Hermaden

Warum Muscaris Trumpf ist

Um Böden und Natur noch mehr zu schützen, entschied sich Vater Georg zusammen mit seinen Söhnen Christof, Thomas (verantwortet den Keller) und Wolfgang (ist meist im Weingarten zu finden), gezielt auf den Anbau von Piwis zu setzen. Also auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Der Vorteil liegt für Christof Winkler-Hermaden auf der Hand: “Bei einer biologisch-organischen Bewirtschaftung muss man häufig mehr Pflanzenschutz ausbringen als beim konventionellen Anbau. Durch die Piwis können wir das jetzt deutlich reduzieren. Einfach, weil sie weit weniger anfällig sind.” 2009 und 2010 wurden die ersten Piwis gepflanzt. 2021 machten sie bereits acht Prozent der Reben aus. 2022 soll der Anteil dann auf 12 bis 13 Prozent steigen.

Vor allem Muscaris ist hier beim Weingut Winkler-Hermaden Trumpf. Aus gutem Grund. Denn Muscaris fungiert hier quasi als Ersatz für den Muskateller, der in der Südsteiermark neben Sauvignon Blanc und Morillon (Chardonnay) zu den wichtigsten Varietäten zählt. Muscaris ist eine Kreuzung von Solaris (auch eine Piwi) und eben Muskateller. Der Wein glänzt mit einer limettigen Säure, feinen Muskat-Noten, etwas Honig und einem Hauch von Wassermelone. Das macht ihn zu einem idealen Aperitif oder Sommerwein. Dass der Muscaris vom Weingut Winkler-Hermaden eher frisch denn üppig-opulent daherkommt, ist übrigens einer extra frühen Weinlese zu verdanken. Nämlich ungefähr eine Woche vor dem offiziellen Erntestart. Da haben die Trauben dann noch mehr Säure und weniger Zucker. Voilà: Frische.

Weinreben im Herbstnebel in der Weinregion Steiermark
Die Weingärten werden konsequent biologisch bewirtschaftet. ©Weingut Winkler-Hermaden

Sauvignon Blanc und das Weingut Winkler-Hermaden

Auch, wenn sich im Piwi-Bereich viel beim Weingut Winkler-Hermaden tut, ist eine andere Rebsorte nach wie vor der Star. Sauvignon Blanc. So, wie es sich für die Südsteiermark gehört. Schließlich sind die Vulkanböden geradezu ideal für diese Rebsorte. Hier entwickelt sie ihre unverwechselbare Mineralität. Obwohl es natürlich gewaltige Unterschiede gibt – je nach Lage. Dank der geologischen Entwicklung kann man die Böden an den teilweise irrwitzig steilen Hängen sehr gut kategorisieren. Im unteren Bereich dominieren in der Regel Sand und Schotter, in der Mitte findet man Korallenkalk, während Basalt und Tuff von den erloschenen Vulkanen den oberen Bereich prägen. Je nachdem, wo Sauvignon Blanc gedeiht, erhält der Wein einen anderen Ausdruck.

Das kann man dann auch besonders gut an den unterschiedlichen Gewächsen vom Weingut Winkler-Hermaden erkennen. Denn hier ist die Vinifikation nahezu bei jedem Wein gleich. Der Ausbau erfolgt im Stahltank, um die Sortentypizität nicht zu überdecken. Außerdem durchläuft jeder Wein den biologischen Säureabbau, was für noch mehr Harmonie sorgt. Trotzdem sind die Sauvignon-Blanc-Kreszenzen höchst unterschiedlich. Was folgt, ist der Beweis.

Mann schneidet Weintrauben mit einer Schere von der Weinrebe
Handarbeit ist Pflicht! ©Weingut Winkler-Hermaden

Charmante Charakterweine

Der Vulkanland DAC bildet den Einstieg in die Sauvignon-Welt des Weinguts Winkler Hermaden. Ein ebenso typischer wie charmanter Vertreter seiner Art. Stachelbeere, Maracuja und Holunderblüte dominieren Nase und Gaumen. Ein ebenso frischer wie unkomplizierter Wein, der im Finish mit einer zarten Salzigkeit begeistert. Beim Sauvignon Blanc Kapfenstein tritt die Frucht indes etwas zurück, während hier jetzt auch eine schöne Feuersteinnote wahrnehmbar ist, zu der sich noch etwas Rauch und eine feine Salzigkeit gesellen. Immer noch gefällig, aber mit deutlich mehr Charakter.

Noch mehr Charakter findet man dann im Sauvignon Blanc Ried Klöcher Hochwarth. Hier wachsen die 30 Jahre alten Reben fast direkt auf Basalt – die Verwitterungsauflage ist teilweise nur 20 Zentimeter dick. Hinzu kommt, dass der Boden einen sehr hohen Eisenanteil hat. Und den kann man dann tatsächlich auch im Wein schmecken. Die salzig-mineralischen Noten dominieren ganz klar. Aber auch die Frucht (Maracuja, Stachelbeere, Pfirsich) kommt nicht zu kurz! Weißer Pfeffer und metallische Anklänge runden das sensorische Spektakel ab. Ein ebenso vollmundiger und körperreicher wie subtiler und tiefgründiger Wein. Und einer, bei dem es sich lohnt, ihn über mehrere Tage hinweg zu verkosten, da seine Entwicklung mit Luft einfach grandios ist.

Eingangsbereich des Schlosses Kapfenstein in der österreichischen Steiermark
Willkommen auf Schloss Kapfenstein! ©Weingut Winkler-Hermaden

Großes Sauvignon-Kino vom Weingut Winkler-Hermaden

Wobei der Ried Klöcher Hochwarth tatsächlich nicht die Spitze des Sauvignon-Genusses vom Weingut Winkler-Hermaden ist. Bei der Ried Kirchleiten handelt es sich um eine Große STK-Lage. Hier wachsen die Sauvignon-Blanc-Reben auf nur zwei Hektar an einem steilen Hang mit 30 Prozent Gefälle. Das Besondere: die Lage bildet einen nach Süden hin offenen Kessel. Die Sonne kann hier also ihre volle Kraft entfalten, während sich die Rebstöcke tief in Basalt und in Kalkmergel graben. Ja, genau. Kalkmergel. Ein Boden, der in der Südsteiermark eine absolute Rarität ist, der aber für viel kühle Eleganz im Wein sorgt.

Genau das ist ein wunderschöner Kontrast zu der warmen Fruchtigkeit. Gelber Apfel, Mango, Maracuja und Pfirsich sind hier vor allem zu nennen. Dieser opulenten Gelbfruchtigkeit stehen dann eine feine Kräuterwürze und von nassem Stein geprägte mineralische Noten gegenüber. Diese Kontraste sorgen für eine beeindruckende Spannung am Gaumen – und sind doch gleichzeitig nahezu perfekt ausbalanciert. Das ist ein Wein, den man nicht nur eine kleine Ewigkeit lagern, sondern mit dem man sich auch stundenlang beschäftigen kann. Für mich sind es solche Weine, die die Südsteiermark wieder groß gemacht haben.

Arbeiter bringen von Hand geerntete Weintrauben zu einem Traktor
Während der Traubenlese. ©Weingut Winkler-Hermaden

Eine Weinregion im Aufwind

Apropos wieder große Steiermark … dazu hat auch Vater Georg Winkler-Hermaden viel dazu beigetragen. Denn dieser entwickelte zusammen mit den befreundeten Betrieben Sattler, Gross und Tement die erste mobile Abfüllanlage der Region. Was sich erstmal banal anhört, war tatsächlich ein sehr wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Denn so bekamen die damals noch kleinen Weingüter die Chance, ihre Weine selbst zu vermarkten. Die Ära des Fassverkaufs endete damit, der Aufschwung der Weinregion Südsteiermark begann. Eine Leistung, die man nicht genug würdigen kann. Und an der das Weingut Winkler-Hermaden einen großen Anteil hatte.

Umso beeindruckender ist es, dass man sich auf Schloss Kapfenstein niemals auf den Lorbeeren ausruhte, sondern als Familie bis heute gemeinsam neue Wege beschreitet. Und das immer konsequent im Einklang mit der Natur.

Copyright Titelbild: © Weingut Winkler-Hermaden

*Dieser Text wurde vom Weingut Winkler-Hermaden weder beauftragt noch vergütet. Er spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider. Gesetzte Links sind nicht kommerziell, sondern dienen ausschließlich Service-Zwecken.

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