Spaghetti Carbonara: Und welcher Wein dazu?
Es braucht nur vier Zutaten und eine Prise Pfeffer, schon ist eines der klassischsten aller klassischen italienischen Gericht fertig. Spaghetti Carbonara. Bleibt nur die Frage, welcher Wein dazu ins Glas kommt.
Pasta, Guanciale (ein ungeräucherter und luftgetrockneter Speck aus Schweinebacke oder Schweinenacken), Ei, Pecorino und schwarzer Pfeffer – mehr braucht man für Spaghetti Carbonara nicht. Das Rezept ist ebenso simpel wie schmackhaft. Und es ist derart fest mit der italienischen Kulinarik verankert, dass man denken könnte, das Gericht wäre bereits hunderte von Jahre alt. Ist es aber nicht. Eigentlich ist es noch nicht einmal ganz klar, wie es überhaupt entstanden ist. Carbonara könnte vom italienischen Carbonari abgeleitet sein. Also vom Köhler. Die sollen sich nämlich rund um Rom in der Region Latium mittags gerne mal Nudeln mit Speck und Käse gekocht haben. Es gibt aber auch die Geschichte, dass die Spaghetti Carbonara ihren Ursprung im römischen Restaurant La Carbonara hatten. Wobei das Restaurant dieses direkt dementierte.
Als im Jahr 2013 das Buch “La Cucina Romana e del Lazio” erschien, gab es eine dritte Theorie, die bis dato auch die anerkannteste ist. Nämlich die Spaghetti Carbonara erst von 1944 an in Rom bekannt wurden, nachdem die Alliierten die Stadt besetzten. Die Amerikaner hatten Bacon und Volleipulver in ihren zugeteilten Rationen – die Italiener konnten kochen und hatten Nudeln. Voilà: Spaghetti Carbonara. Irgendwann wurde das Gericht verfeinert, indem man echte Eier nahm, den Bacon durch den regionalen Speck Guanciale aus Latium ersetzte und darauf bestand, dass man als Käse bitteschön zukünftig Pecorino nahm. Soooo alt ist das Gericht also tatsächlich noch nicht. Trotzdem ist es überall auf der Welt in mehr oder minder kreativen Varianten bekannt.
Spaghetti Carbonara und Weißweine aus Latium
Nach der Herkunftsklärung bleibt jetzt nur noch eine Frage. Welcher Wein passt zu Spaghetti Carbonara? Dröseln wir mal kurz die dominanten Komponenten auf, um da logisch ranzugehen. Eier und Hartkäse sind recht fettig, Speck und Käse salzig und würzig. Wir brauchen also Weine, die sich gegen das Fett sowie gegen das Salz behaupten können. Sprich: wir brauchen Säure. Vor allem, weil Salz die Säure im Wein am Gaumen abmildert – und dafür den Körper verstärkt. Das schreit also förmlich nach Weißwein. Und da sind wir in der Region Latium dann auch goldrichtig, denn 73 Prozent der Rebflächen sind hier mit weißen Trauben bestockt. Allen voran mit Trebbiano und Malvasia.
Diese beiden Sorten werden in der Regel nicht im Holzfass ausgebaut. Dadurch entstehen frische und knackige Weine mit einer mittleren bis hohen Säure. Beide Rebsorten sind zudem schön fruchtig und glänzen mit zitrischen Noten. Bei Malvasia kommen dann noch Anklänge von Orangenblüten hinzu. Gerne werden die beiden Trauben auch miteinander verschnitten. Die Weine sind jetzt vielleicht nicht sooooo anspruchsvoll und sollten gerne jung genossen werden, passen aber tatsächlich ganz prima zu Spaghetti Carbonara.
Weißwein-Alternativen aus Frankreich
Wer es etwas edler im Glas haben möchte, der reist jetzt mit mir nach Frankreich. Unseren ersten Halt machen wir im Burgund. Im Chablis, um genau zu sein. Hier ist Chardonnay trumpf. Und zwar ein Chardonnay, der in seinen besseren Versionen vor Strahlkraft und stahlig-lebendiger Säure nur so strotzt. Was jetzt aber nicht heißt, dass ich euch zu einem Chablis Grand Cru rate. Wir wollen mal nicht gleich übertreiben. Weine dieser höchsten Qualitätsstufe sind derart feingliedrig, dass die Spaghetti Carbonara daneben etwas grobschlächtig wirken könnten. Und der Wein soll das Essen ja nun nicht ausstechen, sondern damit harmonieren. Ein normaler Chablis ohne Premier oder gar Grand Cru reicht also vollkommen.
Vom Burgund geht unsere Reise gen Osten weiter. Wir wollen nämlich an die Loire! Neben Chenin Blanc ist dort vor allem eine weitere weiße Rebsorte Trumpf: Sauvignon Blanc. Hier findet man nicht so fruchtig-exotische und opulente Weine wie aus Neuseeland. Nein, die Tropfen sind eher feiner, haben mehr Säure und sind erst einmal etwas zurückhaltend. Das Salz in den Spaghetti Carbonara kitzelt aber auch hier dann mehr Körper und Aromen heraus. Ihr könnt da natürlich auf die bekannteren Vertreter wie Sancerre oder Pouilly-Fumé setzen. Wer gleichwertige Qualitäten für etwas weniger Geld im Glas haben möchte, der ist bei den Sauvignon Blancs aus Menetou-Salon oder der Touraine indes gut aufgehoben.
Spaghetti Carbonara: Und was ist mit Riesling?
Manch einer mag jetzt schon ungeduldig auf einen anderen Weintipp gewartet haben. Riesling. Ganz ehrlich? Damit tue ich mich als Begleitung zu Spaghetti Carbonara etwas schwer. Ja, Riesling hat Säure. Und das auch nicht zu knapp. Allerdings ist Riesling auch eine sehr aromatische Rebsorte. Genau die werden aber durch das Salz von Speck und Käse noch verstärkt. Da kann der Wein das Essen geschmacklich schon mal schnell dominieren statt einfach nur harmonisch zu unterstützen. Wobei es ja nicht immer gleich das Große Gewächs aus Deutschland oder der Riesling Smaragd aus der Wachau sein muss. So ein knackiger und ehrlicher Gutsriesling – why not?
Rote Tipps zu Spaghetti Carbonara
Rotwein zu Spaghetti Carbonara geht natürlich auch. Wenn wir uns da in der Ursprungsregion Latium umschauen, fallen einem sofort zwei Rebsorten ein. Montepulciano und Sangiovese. Beide haben eine höhere Säure, weniger Gerbstoffe und sind schön fruchtig. Sangiovese aus der Nachbarregion Toskana passt aber auch wunderbar. Stichwörter Chianti und Chianti Classico.
In Latium sind zudem internationale Rebsorten wie Merlot und Syrah auf dem Vormarsch. Der eine Wein ist ein Gaumenschmeichler, der andere etwas üppiger. Merlot kann ich mir trotz geringerer Säure noch ganz vorstellen, Syrah ist indes vielleicht etwas zu dominant im Glas. Im Zweifelsfall einfach mal ausprobieren.
Wenn ich persönlich Bock auf Rotwein zu Spaghetti Carbonara habe, dann greife ich tatsächlich zu einem einfachen Chianti Classico. Aber das ist eh meine Universalgenusswaffe zu den meisten italienischen Gerichte. Außerdem kann ich mich immer wieder neu für einen Rosso di Montepulciano begeistern. Also quasi dem kleinen Bruder vom Vino Nobile di Montepulciano. Auch hier ist – unter anderem – Sangiovese drin. Nicht ganz so teuer wie ein Vino Nobile und jung schon sehr gut genießen. Für mich immer ein großer Spaßfaktor im Glas.
Original-Rezept vs. eingedeutschtes Gericht
Wer sich jetzt übrigens wundert, wo Kochschinken und Sahne bei Spaghetti Carbonara abgeblieben sind … Sorry, Leute. Das Original kommt tatsächlich ganz ohne aus. Wenn Sahne und Kochschinken mit im Spiel sind, handelt es sich um Spaghetti alla Carbonara. Also “nach Art von Carbonara”. Analog zum Wiener Schnitzel und Schnitzel Wiener Art ist das quasi eingedeutscht. Und mal Hand aufs Herz: auch sehr lecker.
Statt Pecorino kann man übrigens auch Grana Padano oder Parmesan als Käse nehmen. Und nein, ihr müsst in Sachen Wein jetzt nicht umplanen. Denn dank Sahne, Kochschinken und anderen Hartkäsesorten kommen genug Fett und Salz zusammen, dass man die Weinempfehlungen auf für die eingedeutschte Carbonara-Variante eins zu eins übernehmen kann. Und hey, es müssen auch nicht immer Spaghetti sein. 😉 In diesem Sinne: ran an die Nudel und buon appetito!
Copyright Titelbild: © NelliSyr/iStock
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